Eine erfolgreiche industrielle Transformation (IX) beginnt mit dem Industriebetrieb

Von:

Deb Geiger, Vice President, Global Marketing, Aegis Software

Laut LNS Research ist die industrielle Transformation (IX) als proaktiver und koordinierter Ansatz definiert, der digitale Technologien nutzt, um mit diesen schrittweise Verbesserungen für Industriebetriebe zu schaffen. Heute führen rund 45 Prozent aller Unternehmen aktuell ein IX-Programm durch. Allerdings bedeutet die bloße Durchführung eines IX-Programms der jeweiligen Unternehmen noch lange nicht, dass sie auch die Vorteile von IX ausschöpfen. Es wird vielmehr davon ausgegangen, dass 15 Prozent der Unternehmen in der Pilotphase feststecken.

In der Regel können diese Unternehmen ihre Ziele nicht realisieren oder stecken fest, weil eine neue Technologie einzig und allein aus dem Grund eingeführt wurde, weil sie als schnelles Heilmittel oder als neues technologisches Spielzeug betrachtet wurde. Leider stoppt in den meisten Fällen das Projekt oder die Implementierung und wird nie unternehmensweit angenommen oder führt zu dem erhofften ROI. Unternehmen, die nie recht über die Pilotphase hinauskommen, sind wahrscheinlich einem der nachfolgenden vier Hemmnisse in Bezug auf die industrielle Transformation ausgesetzt:

  • Mangelnde Konvergenz
    Die Branchenführer der industriellen Transformation (IX) sind in der Regel auch führend in der IT-OT-Konvergenz. Das bedeutet, dass sie ihre gesamte Unternehmensstruktur aufgebrochen und eine daten- oder dienstleistungsorientierte Kultur übernommen haben. Im Gegensatz dazu stehen die Unternehmen weit abgeschlagen, die IT-OT-Konvergenz vernachlässigen und die sich stattdessen zu sehr auf die physische Technologie versteift haben. Dieses Hemmnis macht uns bewusst, dass Unternehmensstrukturen eine eigene Transformation durchlaufen müssen, um die Vorteile von IX nutzen zu können.
  • Festhalten an Datensilos
    Viele Unternehmen gehen die Datenverwaltung, sei es aus datenschutzrechtlichen Gründen oder stringenten Anforderungen rund um unternehmenskritische Systeme, mit Datensilos an. Wobei es auf der einen Seite natürlich wichtig ist, dass sensible Daten sicher sind, kann man diese Datensilos dennoch als unüberwindbare Hindernisse auf dem Weg zur Systementwicklung betrachten. Eine getrennte Speicherung von Datenquellen verhindert, dass Unternehmen einen umfassende Überblick über ihre Projekte erhalten, was zu isolierten OT- und IT-Daten, enttäuschenden Ergebnissen und, langfristig gesehen, zu Misserfolg führt. Dieses Hemmnis macht klar, dass standardisierte, verwertbare Informationen, nicht lediglich Daten, für den IX-Erfolg entscheidend sind. Die Kombination aus Finanzdaten, Daten der Lieferkette, Kundendaten und OT- oder IIoT-Daten führt zu drastischen betrieblichen Verbesserungen.
  • Interne Denkweise
    Andere Unternehmen fokussieren sich ausschließlich auf interne Daten, um Probleme zu lösen und lassen Informationen von Lieferanten, Kunden oder Drittsystemen unberücksichtigt. Ein Unternehmen verbaut sich aber durch die Datenerfassung ausschließlich aus internen Systemen die ganzheitliche Sicht auf ein Problem und schränkt damit seine Lösungsmöglichkeiten unnötig ein, denn externe Systeme haben auf interne Abläufe einen signifikanten Einfluss. Unternehmen müssen über ihren eigenen Tellerrand blicken, wenn sie ihr Unternehmensdatenmodell erstellen und müssen allgemeiner über die Probleme nachdenken, die sie bekämpfen möchten. Dieses dritte Hemmnis macht deutlich, dass eine ganzheitliche Betrachtungsweise wichtig ist, die über den eigenen Tellerrand hinausgeht.
  • Werksvorgänge außen vor lassen
    Oftmals konzentrieren sich Unternehmen zu stark auf die Ergebnisse neuer digitaler Implementierungen, wie KI oder Analysen und vernachlässigen darüber die Bedeutung industrieller Kernprozesse. Manchmal wird die Entscheidung darüber, Vorgänge in der Fabrik und des Unternehmens von IX-Bemühungen auszuschließen, auf Grundlage dessen getroffen, dass diese Bereiche an sich sehr komplex sind. Jedoch werden Industrieunternehmen, die die Fabrik oder das Werk nicht als Grundpfeiler ihrer IX-Bemühungen betrachten, nicht die graduellen Verbesserungen erzielen, die erforderlich sind, um die Unternehmensleistung zu steigern. Dieses letzte, aber wohl entscheidende Hemmnis verdeutlicht, dass die Werksebene untrennbar mit wahrer industrieller Transformation verbunden ist.

Mit den richtigen Anwendungsfällen beginnen

Wir haben nun ausführlich darüber gesprochen, was IX hemmt. Aber welche Bemühungen können Unternehmen anstrengen, um sicherzustellen, dass ihre IX-Reise von Erfolg gekrönt sein wird? Um diese Frage zu beantworten, hat LNS Research 35 Anwendungsfälle in Bezug auf IX untersucht. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass sechs Grundpfeiler über den Erfolg entscheiden:  vernetzte Erfahrung, die vernetzte Lieferkette, vernetzte Betriebsabläufe, vernetzte Arbeiter, vernetzte Produkte, und vernetzte Anlagen. Nur zwei dieser sechs Kategorien enthielten Anwendungsfälle, die auf Unternehmensseite große Auswirkungen bei gleichzeitig geringem Einsatz erzielen.

Der erste Grundpfeiler für den Erfolg sind die vernetzten Anlagen, zu denen drei Anwendungsfälle mit Spitzenleistungen gehörten. Erstens hat sich die vorausschauende Wartung bei kostspieligen Anlagen als immens wertvoll erwiesen, da sie Sensor- und Maschinendaten anstelle von Nutzungs- oder Zeitplanverfolgung verwendet, um die Betriebszeit zu verbessern und die Wartungskosten zu senken.

Die zweite Säule, vorausschauende Qualitätssicherung, die ebenfalls Sensor- und Maschinendaten nutzt, kann Herstellern hohe Renditen einbringen. Während sich die Qualität im Laufe der Jahre drastisch verbessert hat, haben viele Programme zur kontinuierlichen Verbesserung in den letzten Jahren immer weniger Rendite erzielt. Aber durch die Nutzung von Sensor- und Maschinendaten hat sich dieses neue Modell der vorausschauenden Qualitätssicherung für viele Unternehmen als äußerst vorteilhaft erwiesen.

Der dritte Erfolgspfeiler sind die vernetzten Arbeiter, zu denen ein Anwendungsfall mit der besten Leistung gehörte. Um Nischen- und Fachwissen zu erweitern und Trainingsmaßnahmen in der ganzen Welt zu verbessern, haben Industrieunternehmen in zunehmendem Maße ihre Mitarbeiter mit mobilen Anwendungen oder AR-Headset-Systemen ausgestattet, um remote Techniker durch komplexe Prozesse zu führen. Dieser Anwendungsfall führt, ebenso wie die anderen drei, zu tiefgreifenden Veränderungen in einer Fabrik.

All diese Szenarien unterstreichen die Tatsache, dass die erfolgreichsten IX-Reisen mit Industriebetrieben beginnen, die gemeinsame geschäftliche Herausforderungen mit finanziellen Parametern annehmen und sie in einen greifbaren ROI umsetzen.

Was das für Sie bedeutet

Im Endeffekt zeigen die Hemmnisse und die besten Anwendungsfälle in Bezug auf IX vier wesentliche Empfehlungen für den IX-Erfolg. Die erste besteht darin mit den Daten zu beginnen, die ein integraler Bestandteil sind und zwar unabhängig davon, worauf das Unternehmen fokussiert ist. Die zweite Empfehlung ist, über den betrieblichen Tellerrand hinauszusehen und Daten, Fachwissen und Entscheidungsträger von außerhalb miteinzubeziehen. Die dritte Empfehlung ist, IT-OT-Konvergenz zu erzielen, die ein unverzichtbarer Aspekt für den Erfolg von IX ist. Die letzte Empfehlung besagt schließlich, dass man mit dem Industriebetrieb beginnen soll. Die meisten Top-Anwendungsfälle konzentrieren sich auf die Fabrik. Es kann keinen IX-Erfolg ohne den Industriebetrieb geben.

ABER nehmen Sie sich in Acht

Die Daten sind ein integraler Bestandteil, aber viele Lieferanten werden Ihnen erzählen, dass sie sich mit Maschinen verbinden können, um Ihnen Daten zugänglich zu machen. Ohne diese Daten allerdings zu kontextualisieren, erhalten Sie riesige Datenströme, die absolut WERTLOS sind. Kontextualisierung geschieht nicht über Nacht und ist auch nichts, was Sie einfach an ein System anhängen können und dann funktioniert es einfach so. Kontextualisierung erfordert jahrelange Erfahrung mit Konnektivität und MES, sowie eine Plattform, die von Grund auf daraus ausgelegt ist, dass sie auf einem kontextualisierten Datenmodell basiert, damit alle diese Daten Bedeutung haben und greifbare Vorteile bringen. Wenn Sie Technologien auswerten, um Ihre Datenberge nutzen zu können, müssen Sie sich die Angebote genau ansehen. Viele Unternehmen werfen mit dem Wort Kontextualisierung um sich, aber Sie müssen da unbedingt nachhaken. Fügen sie die Daten in ein ontologischen Schema ein, das etwas bedeutet? Wenn die Antwort auf diese Frage Ja lautet, dann sollten sie Ihnen das unter Beweis stellen können und nicht nur ausschließlich in einer abgeschirmten Demo-Umgebung, sondern sie sollten stattdessen diese Behauptung untermauern, indem sie Ihre Daten verwenden. Ich garantiere Ihnen, dass Sie die Daten nicht auf eine standardisierte Art und Weise kontextualisieren, was deren Verwendung unwahrscheinlich schwierig, wenn nicht gar unmöglich macht.

Wenn Sie mehr erfahren möchten:

Sehen Sie sich hier unser vollständiges Webinar an: IIoT & Industrie 4.0: Wie Sie Fakten von Fiktion unterscheiden 

Hier geht es zum neuesten Whitepaper von LNS Research: Wie Sie die Pilotphase der digitalen Transformation erfolgreich überwinden

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