Gefälschte Materialien: Schützen Sie Ihre Lieferkette

Von:

Michael Ford, Sr. Director Emerging Industry Strategy, Aegis Software

Der rasche Fortschritt und der Einsatz neuer Technologien vereinfacht unser Leben und ermöglicht es uns, Dinge schneller, intelligenter und effizienter zu erledigen. Einige schwarze Schafe sehen darin jedoch eine Möglichkeit, andere auszunutzen. Ein Beispiel dafür sind gefälschte elektronische und mechanische Waren, Bauteile und Baugruppen. Da sich Hersteller und Fälscher gegenseitig darin überbieten, Fälschungen aufzudecken bzw. Fälschungen noch raffinierter zu tarnen, schnellen sowohl Kosten als auch Risiken nach oben. Wir sollten uns stattdessen vielmehr überlegen, wie wir diesen Kreislauf zum Stillstand bringen, ehe ernsthafte Probleme auftreten.

Die überwiegende Mehrheit ist über die stetig wachsende Anzahl gefälschter Materialien, die auf den Markt kommen, beunruhigt. Ein Grund dafür ist, dass viele Geschäftszweige, nachdem sie von diesem Problem gehört hatten, damit begonnen haben, in ihren Unternehmen nach gefälschten Materialien zu suchen und diese auch gefunden haben. Die Suche nach gefälschten Materialien ist dabei nicht nur auf neue Materialien beschränkt. Selbst in den 1970-ger Jahren sind Fälle bekannt, in denen Spezialmaterialien gelagert wurden. Die Nachfrage nach Nullfehler-Produkten steigt immer mehr an, da elektronische und elektro-mechanische Produkte in unseren Leben eine immer entscheidendere Rolle spielen. Wenn das Eindringen gefälschter Materialien nicht gestoppt wird, kann das katastrophale Auswirkungen haben.

Gefälschte Materialien können in unterschiedlicher Gestalt auftreten, beispielsweise Materialien, die explizit dafür bestimmt sind, anstelle von Originalteilen verwendet zu werden, einschließlich der Bauteile, die eine schlechte Qualität aufweisen oder deren End of Life erreicht ist und die dann beworben und als höherwertige Materialien dargestellt werden. Gefälschte Materialien mit immer ausgereifterer Technologien zu identifizieren, spornt die Betrüger nur noch mehr an, bessere Methoden zu finden, ihre Produkte zu tarnen. Wir können das ganz deutlich sehen, wenn beispielsweise auf einer Spule mit SMT-Komponenten nur die ersten hundert von tausend Komponenten echt sind und dann jede siebte Komponente eine Fälschung ist. Dieses Schema wird gerne verwendet, um Wareneingangskontrollen zu überlisten. Die Herstellung derartiger Spulen ist wahrscheinlich automatisiert und einfach.

Hinter all diesen kriminellen Machenschaften stehen Menschen, die genau ausloten und bewerten, wo sie profitieren können, ohne dabei entdeckt zu werden. Um weiter im Geschäft bleiben zu können, dürfen die Betrüger nicht auffliegen. Umso mehr Licht auf ihr Handeln fällt, desto mehr erhöhen sich auch die Chancen, dass man herausfinden kann, an welcher Stelle die gefälschten Materialien in ein Unternehmen gelangt sind, wodurch deren Risiko erhöht und ihr Profit geschmälert wird. Es ist nur ein kleiner Prozentsatz der Fälscher darauf aus, bestimmte Produkte zu ruinieren, aber diese verschwenden keinen Gedanken an die Auswirkungen ihres Handelns, was die Situation sehr gefährlich macht.

Es liegt in der Natur des Menschen, unabhängig von seiner Herkunft, täglich sein Glück herauszufordern, um zu testen, ob er damit durchkommt. Wenn wir beispielsweise auf einer Straße mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 km/h unterwegs sind, werden einige von uns austesten, wie viel schneller sie fahren können, ohne dass sie geblitzt werden. Einer fährt dann 77 km/h und wieder andere rasen einfach, ohne sich darum zu kümmern, dass sie damit auch andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Es gibt nicht viele Menschen, die sich jeden Tag haargenau an jede Regel halten.

Wenn wir uns das Beispiel mit der Geschwindigkeitsüberschreitung ansehen gibt es, dank Technologien, Geräte, die uns die Freude an zu schnellem Fahren schnell verleiten. Verkehrskameras sind echte Game Changer geworden. Solange wir denken, dass jede Verkehrskamera jeden Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, sei es wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen oder dem Überfahren einer roten Ampel ahndet, verhalten wir uns dementsprechend. Um die immer wachsende Anzahl gefälschter Materialien zu stoppen, müssen wir Technologien einsetzen, die denselben Effekt haben. Wir müssen zu Mitteln greifen, die nicht nur die Aktivität des Fälschens ans Tageslicht bringen, sondern die auch das Handeln als solches mit abschreckenden Konsequenzen belegen. Bei den Verkehrskameras wird beispielsweise das Nummernschild erfasst und der Eigentümer des Fahrzeugs muss darlegen, wer zum Zeitpunkt des Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung am Steuer saß. Wenn es um gefälschte Materialien geht, liegen diese im Verantwortungsbereich des vorherigen “Eigentümers“ und nicht des aktuellen Eigentümers von Produkten. Es müssen fälschungssichere Verpackungen und ein Rückverfolgungssystem verwendet werden, welches beim Originalteilehersteller ansetzt und jeden Berührungspunkt im gesamten Lieferkettenprozess beinhaltet. Wenn der Verdacht besteht, dass eine Verpackung manipuliert wurde, kann sie bis zu deren letzten Berührungspunkt zurückverfolgt werden und dies der verantwortlichen Partei mitgeteilt werden. Der Einsatz von Blockchain-Technologie garantiert, dass eine derartige Dokumentation nicht mehr geändert werden kann. Die Lieferkette kann aus einer äußerst komplizierten Abfolge von Ereignissen bestehen, was die Fälscher gerne für sich ausnutzen. Es müssen Standardrichtlinien eingesetzt werden, die unabhängig davon, welche Technologie oder welches Softwaresystem eingesetzt werden, übernommen werden können, da viele sichere Lieferketten auf die gleiche Weise funktionieren und ganz ähnliche Bedürfnisse haben.

Als letzten Schritt zu einer sicheren Lieferkette benötigt man eine präzise Rückverfolgbarkeit über den gesamten Montageprozess hinweg. Die Mehrheit aller Ressourcen werden als Massengut produziert und geliefert und können daher nicht einzeln etikettiert und rückverfolgt werden. Wenn dies der Fall ist, muss, sobald die sichere Verpackung in der Fabrik geöffnet wird, die Verteilung und der Verbrauch des Inhalts zurückverfolgt werden. Sollten dann einzelne Artikel als Fälschung erkannt werden oder der Verdacht bestehen, einzelne Artikel könnten eine Fälschung sein, kann die Quelle eindeutig bis zu dem exakten Lieferbehälter zurückverfolgt werden und somit durch die gesamte Historie des Lieferkettenprozesses. Eine derart präzise Rückverfolgbarkeit von Waren, einschließlich der korrekten Verwaltung von Materialverbrauch und Materialausschuss wird bei den modernsten digitalen MES-Anwendungen quasi als Nebenprodukt erzielt. Gemessen an den Kosten der Konsequenzen, die entstehen, wenn es nicht gelingt, den Markteintritt gefälschter Produkte zu verhindern, sind die Kosten einer präzisen Rückverfolgung sehr gering, die Vorteile allerdings schier unbegrenzt.

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